Troubleshooting im Projektmanagement Erste Hilfe für scheiternde Softwareprojekte

Von Dipl. Betriebswirt Otto Geißler 4 min Lesedauer

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Hin und wieder geraten Entwicklungsprojekte in Schieflage. Doch manche lassen sich retten, wenn sie durch angemessene Maßnahmen mit überschaubaren Auswirkungen auf das Projektbudget und den Zeitplan wieder auf Kurs gebracht werden. Was gilt es dabei zu beachten?

Softwareprojekte lassen sich selbst in prekären Situationen mit viel Know-how, Geduld und Motivation doch noch retten.
Softwareprojekte lassen sich selbst in prekären Situationen mit viel Know-how, Geduld und Motivation doch noch retten.

Ein erfolgreiches Entwicklungsprojekt kann zu bahnbrechenden Verbesserungen und lukrativen Vorteilen für ein Unternehmen führen. Aber wenn es sich abzeichnet, dass das Projekt fehlzuschlagen droht – oder nicht hält, was versprochen wurde –, kann daraus ein finanzielles Desaster entstehen. Aber wie lassen sich Projekte retten, bevor es zu spät ist? Im Grunde eigentlich nur, wenn frühzeitig damit begonnen wird, sich mit den Bedenken auseinanderzusetzen.

Warnzeichen für problematische Projekte

Das Scheitern eines Softwareprojekts kann zahlreiche Ursachen haben. In der Folge einige der wichtigsten Gründe:

Inkonsistente Managemententscheidungen

Zu den größten Problemen eines Projekts gehören inkonsistente und sich ändernde Anweisungen des Managements. Wenn also die Projektleitung keine klare Richtung einschlägt oder es nicht gelingt, einen zielführenden Kurs beizubehalten, kann ein Projekt kaum erfolgreich beendet werden.

Trennung zwischen Projekt- und Unternehmensmanagement

Arbeiten Projekt- und Unternehmensmanagement nicht kohärent und in eine einheitliche Richtung, sind Probleme unweigerlich vorprogrammiert. In solchen Kämpfen gewinnt meist die Unternehmensleitung, während IT-Manager eher darüber nachdenken, was schief gelaufen ist.

Mangelnde Kooperation

Selbst wenn die Teammitglieder persönlich korrekt miteinander umgehen, kann es sein, dass sie sich bei der Arbeit nicht angemessen zuhören. Aufgrund von Ego-Konflikten können Teams oder deren Mitglieder zu Konkurrenten werden. Eine solche Zwietracht ist destruktiv für den Fortschritt.

Personelle Fluktuation

Es ist ein weit verbreitetes Problem, dass plötzlich wichtige interne Developer oder externe Entwicklungspartner kündigen.

Schlechte Codequalität

Eine häufige Ursache für das Scheitern von Softwareprojekten ist minderwertiger Code bzw. Systeme weisen kritische Designs mit Implementierungsproblemen auf. Dies geschieht vor allem dann, wenn ein externes Unternehmen nicht gründlich geprüft wird. Bei vielen sehr kostengünstigen Anbietern, die zu schnellen Ergebnissen aufgerufen werden, gelingt es meist nicht, eine hohe Qualität zu liefern und die Kunden zufriedenzustellen.

Unvorhersehbare Komplexität

Bei vielen Ansätzen des Software-Projektmanagements gilt es sicherzustellen, dass die User zufrieden sind, und gleichzeitig die Komplexität der Anforderungen zu minimieren, um sie leichter handhabbar zu machen.

Projekte scheitern, weil mehrere Fraktionen Aufmerksamkeit verlangen. Für eine reibungslose Abwicklung muss der Projektmanager die Interessen aller Stakeholder wahren und diese in Einklang bringen.

Schlechte Tests

Testen ist ebenso eine Kunst wie das Entwickeln des Codes selbst. Ein entsprechender Testplan muss sicherstellen, dass alles funktioniert. Zu viele oder zu wenige Tests können jedoch gleichsam kontraproduktiv sein. Daher muss ein ausgewogener Ansatz verfolgt und ein Testplan eingehalten werden.

Soforthilfemaßnahmen für gefährdete Projekte

Nachdem der Projektmanager oder -leiter die größten Schwachstellen identifiziert hat, sollte er sich auf zeitnahe Maßnahmen und Verbesserungen konzentrieren. Der erste Schritt nach vorne besteht darin, dass er die Ziele des Projekts neu definiert. Oftmals ändern sich auf diese Weise auch die Zeitpläne und Budgets. Dabei geht es um die realistische Bewertung, was mit dem verbleibenden Budget und der verfügbaren Zeit noch erreicht werden kann.

Planungen erstellen

Ohne Planung wird es schwierig, zu analysieren, was von wem erledigt werden muss und wie viel Arbeit dafür erforderlich ist. Folgende Punkte gehören in einen guten Notfallplan:

  • Eine Bestandsaufnahme der Ressourcen, die zur Erledigung des Auftrags erforderlich sind.
  • Eine Liste der vorhandenen Risiken.
  • Schätzung der erforderlichen Arbeit.
  • Ein Zeitplan, der angibt, wann jede Aufgabe abgeschlossen sein soll.

Korrekturen priorisieren

In dieser Phase müssen Projektleiter möglichst mehrere oder sehr viele Fehler bzw. Probleme gleichzeitig beheben. Hierzu empfiehlt sich eine Matrix, um alle notwendigen Korrekturen aufzulisten und nach Priorität zu ordnen. Dies zeigt die Reihenfolge an, in der die Korrekturen auszuführen sind.

Team überprüfen

Droht ein Projekt aufgrund von Problemen innerhalb des Teams zu scheitern, ist möglicherweise eine Umstrukturierung angebracht. Von fehlendem technischem Wissen über schlechte Führung bis hin zu Konflikten mit anderen Abteilungen gibt es Dutzende Gründe, warum ein Team möglicherweise erfolglos geblieben ist.

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Da die Umstrukturierung des Projekts bei unsachgemäßer Umsetzung potenziell zu weiteren Problemen führen kann, sollte diese Maßnahme nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dafür ist es oft notwendig, neue Mitarbeiter einzustellen oder Verantwortlichkeiten neu zuzuweisen. In diesen Prozess sollte das Team einbezogen werden.

Mit Stakeholdern kommunizieren

Eine weitere sehr wichtige Vorgehensweise, die für den Erfolg eines Projekts beachtet werden muss, ist die Kommunikation. Dies ist entscheidend, damit wichtige Stakeholder über die relevanten nächsten Schritte informiert sind. Denn es geht darum, dass jeder ein klares Bild von der Neuausrichtung des Projekts gewinnen kann und über alle vorgenommenen Änderungen auf dem Laufenden bleibt, damit es nicht zu weiteren bösen Überraschungen kommt.

Projekt auslagern

Manchmal verspricht eine interne Umstrukturierung keine befriedigende Lösung. In diesem Falle sollte man darüber nachdenken, das Projekt auszulagern. Denn Outsourcing kann einem Projekt neues Leben einhauchen und gleichzeitig dem internen Team die Möglichkeit geben, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Outsourcing oft gute Möglichkeiten bietet, ein gescheitertes Projekt wieder auf Kurs zu bringen, selbst wenn die Fristen knapp sind.

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