„Unerveränderliche“ Linux-Distributionen, Teil 4 Endless OS – produktiv und einfach

Von Christian Rentrop 3 min Lesedauer

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Linux muss nicht kompliziert sein, wie das Immutable-Betriebssystem Endless OS belegt. Die auf Desktop-Einsatz optimierte Distribution ist eigentlich für Bildungszwecke gedacht, bietet aber auch Entwicklerinnen und Entwicklern einige handfeste Vorzüge.

Endloss OS hält in der Maximalinstallation diverse Anwendungen für den Schulbetrieb vor, eignet sich aber auch als Development-Umgebung.
Endloss OS hält in der Maximalinstallation diverse Anwendungen für den Schulbetrieb vor, eignet sich aber auch als Development-Umgebung.
(Bild: EndlessOS.org)

Wie wenig Linux kann ein Linux sein? Nun, bereits der Immutable-Ansatz macht die unixoiden Betriebssysteme für Desktop-User deutlich solider und einfacher. Doch die Distribution Endless OS der gleichnamigen Foundation treibt den Ansatz auf die Spitze. In Endless OS wird das „Linux-hafte“ so weit wie möglich in den Hintergrund gerückt. Es geht hauptsächlich um Benutzbarkeit und Stabilität. Dafür setzt Endless OS auf ein Debian-Basis-System mit Gnome-Desktop.

Ein besonderes Linux-System

Das Besondere an Endless OS ist, dass es für den Einsatz in Gegenden mit schlechtem oder getaktetem Internet gedacht ist. Die Endless OS Foundation hat dabei vor allem die ärmeren Gegenden der Welt im Auge und möchte hier – wie viele ähnlich gelagerte Projekte und einst auch Ubuntu – dafür sorgen, dass Kinder aus armen Familien an einen Computer samt Betriebssystem kommen.

Das ist nicht nur gut gemeint, sondern hat auch einen ganz handfesten Vorteil: Endless OS kann als fast 19 Gigabyte großer „Full“-Download für die Offline-Nutzung installiert werden. Hier ist dann alles an Bord, was für den Linux-Betrieb nötig ist, neben den üblichen Produktivitätstools auch Bildungsmaterial und eine lokale Enzyklopädie.

Ganz nebenbei geht das Betriebssystem sparsam mit Ressourcen um und arbeitet auch auf älteren Computern. Das erinnert ein wenig am ChromeOS – nur eben als Linux und offline. Wer die Lehrinhalte nicht braucht, kann aber auch das „Basic“-System wählen, welches „normale“ Linux-Größe besitzt.

Kinder-Linux – auch für Entwickler

Obwohl Endless OS ursprünglich als Betriebssystem zu Bildungszwecken – und damit für Kinder – entwickelt wurde, ist es alles andere als kindisch. Auf dem klar strukturierten Gnome-Desktop fühlen sich auch Linux-Veteranen direkt zuhause. Auf unnötige Spielereien verzichtet das System. Endless OS ist zwar für Kinder voreingestellt, leistet sich aber keine optischen oder akustischen Kindereien.

Im Gegenteil wirkt das Betriebssystem vor allem minimalistisch. Das schont Ressourcen und hilft beim ablenkungsfreien Arbeiten. Software lässt sich bequem über das App-Center installieren. Hierzu greift das Linux wie viele andere Immutable-Distributionen auf Flatpaks von Flathub zurück: Hier sind die wichtigsten Linux-Anwendungen nach dem Vorbild eines App-Stores hinterlegt.

Über das App-Center können Entwickler und Entwicklerinnen sich im Handumdrehen ihr Linux zusammenstellen. Wichtige Software wie Google Chrome Browser, IDEs wie Android Studio und Visual Studio Code oder der beliebte Text-Editor Bluefish können hier mit einem Klick aufgesetzt werden.

Ablenkungsfrei – und supersolide

Alle Immutable-Linux-Distributionen setzen auf ein geschütztes Root-System – so auch Endless OS. Das Terminal und damit die Kommandozeile sind hier zwar noch vorhanden, in ihrer Funktion aber sehr stark eingeschränkt. Zwar funktioniert sudo bis zu einem gewissen Grad, doch sobald es an die Systemdateien geht, sperrt sich Endless OS, wie es sich für ein echtes Immutable-System gehört.

Linux-Puristen schreckt das natürlich ab – sie sind aber nicht wirklich die Zielgruppe für eine solche Distribution. Aber wer ist dann die Zielgruppe? Neben dem Einsatz im Bildungsbereich für jüngere Kinder und Jugendliche bietet sich Endless OS auch für Studierende und Developer an. Vor allem die sparsame Basis-Version hat den großen Vorteil, dass sie binnen weniger Minuten auch auf älteren Notebooks installiert ist.

Programmierende profitieren hier vor allem von dem ablenkungsfreien System an sich. Allerdings gibt es auch in Endless OS die Möglichkeit, andere Linux-Distributionen innerhalb eines Containers auszuführen. Das Betriebssystem kommt mit Podman und Toolbox, wodurch mit wenigen Handgriffen Fedora- und Debian-Umgebungen oder auch andere Distributionen für mehr Flexibilität innerhalb installiert werden können.

Natürlich ist Endless OS dadurch kein „Developer-Betriebssystem“ – es kann aber eine solide Workstation für die Software-Entwicklung werden – und das auch auf relativ leistungsschwachen Maschinen. Vor allem in der Vollinstallation kommt hinzu, dass so gut wie alle wichtigen Produktivitätstools bereits an Bord sind: Es sind, wenn überhaupt, nur wenige zusätzliche Installationsschritte notwendig.

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