„Unerveränderliche“ Linux-Distributionen, Teil 2 BlendOS – das Beste aus allen Linux-Welten?

Von Christian Rentrop 3 min Lesedauer

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Das BlendOS-Projekt möchte eine Art „Best-of-Linux“ schaffen. Es soll Inhalte, Treiber und Software der verschiedenen GNU/Linux-Distributionen in einem Arch-Linux-Derivat vereinen – ein Blend eben.

BlendOS versucht, alle wichtigen GNU/Linux-Distributionen und ihre Software-Pakete unter einer Plattform zusammenzufassen.
BlendOS versucht, alle wichtigen GNU/Linux-Distributionen und ihre Software-Pakete unter einer Plattform zusammenzufassen.
(Bild: Lang / BlendOS)

Bei Genussmitteln wie Whisky, Wein oder Tabak ist ein „Blend“ eine Mischung aus verschiedenen Komponenten, die möglichst großen Genuss erzielen soll. Bei Linux ist das ähnlich: Jede Distribution ist im Grunde ihr eigener „Blend“ – und genau wie bei Genussmitteln gibt es hier Mischungen, die besser und weniger gut sind.

In den drei Dekaden, die es Linux nun gibt, hat sich eine schier unüberschaubare Menge an „Geschmacksrichtungen“ gebildet, die wieder und wieder neu vermischt werden: Das immutable Linux BlendOS versucht, das Chaos aus Distributionen, Desktops und Software-Paketen in einem schlanken Immutable-Linux aufzulösen – und zwar ohne Geschmäckle. Distributionswechsel, das sogenannte „Distro-Hopping“, sollen so vermieden werden.

Arch Linux, aber auf Steroiden

Doch was genau ist BlendOS? Zunächst einmal eine neue „Immutable Linux“-Distribution auf Basis des ebenso anpassbaren wie leichtgewichtigen Arch Linux. Der Clou ist jedoch, dass BlendOS in der Lage ist, Software-Pakete aller wichtigen Distributionen auszuführen, darunter Debian, Fedora, Ubuntu, natürlich Arch Linux und selbst Android. APK-, DEB- oder RPM-Applikationen lassen sich einfach per Doppelklick starten.

Möglich wird das durch den Einsatz der Podman-Containersystems und WayDroid. Beide Container-Systeme schnüren die Anwendungen automatisch so zurecht, dass sie im BlendOS-Basissystem arbeiten. Die Container sorgen – ganz Immutable Linux – auch gleich dafür, dass sich die Anwendungen nicht ins Gehege kommen und das Kernsystem stören.

Höchst flexibel einsetzbar

Ebenfalls praktisch: BlendOS unterstützt insgesamt sieben Desktop-Umgebungen: Die aktuelle v3 von BlendOS kann standardmäßig mit einer der gängigen Desktop-Umgebungen heruntergeladen werden, neben KDE und Gnome sind das XFCE, LXQt, Cinnamon, Mate und Deepin. Die gewählte Variante läuft dann jeweils nativ auf dem BlendOS zugrundeliegenden Arch Linux. Seit Version 3 gibt es die Möglichkeit, die Desktop-Umgebung mit dem Befehl „system track“ zu wechseln.

Durch den starken Einsatz von Container-Systemen brauchte BlendOS natürlich einen eigenen Paketmanager: Blend sorgt dafür, dass es eine zentrale Anlaufstelle für das Container-Management gibt. Für die Installation von Anwendungen selbst kann BlendOS aber auch einfach auf Flatpaks zurückgreifen.

Wer zur BlendOS-Variante mit KDE-Desktop greift, kann dank KDE Discover Anwendungen von verschiedenen Flatpak-Repositorien installieren, Standard ist dabei wie in vielen anderen Fällen Flathub. Gleichzeitig unterstützt BlendOS aber auch verschiedene Paketmanager, etwa apt, dnf, yum, nix, pacman und yay.

Beste Voraussetzungen für Entwickler

BlendOS eignet sich durch sein Container-basiertes Grundkonzept natürlich auch perfekt für Software-Entwickler, die für Linux, Android, das Web oder andere Plattformen Code schreiben. Dank der containerisierten Linux-Distributionen – etwa Arch, Debian, Fedora, Ubuntu und viele mehr – ist es möglich, mit Root-Rechten innerhalb des Containers zu arbeiten, ohne das Basissystem dadurch in Gefahr zu bringen.

Gleichzeitig können Entwickler gefahrlos verschiedene Linux-Varianten und sogar Versionen verwenden, um Software zu entwickeln oder zu testen. Die für die Entwicklung nötigen Werkzeuge lassen sich wahlweise im Basis-System oder in einem der Container, als Android-App oder Flatpak installieren. Damit kann BlendOS tatsächlich zahlreiche Linux-Installationen ersetzen.

Praktischerweise hilft der „kluge“ Paketmanager dabei, den Überblick zu behalten: Fehlerhafte oder anderweitig nicht mehr benötigte Container können mit wenigen Handgriffen wieder entfernt werden.

Ab Version 4 deklarativ

Die derzeit im Alpha-Status befindliche Version 4 geht noch einen Schritt weiter, denn BlendOS v4 wird vollständig deklarativ. Mithilfe einer einfachen YAML-Konfigurationsdatei im Wurzelverzeichnis kann BlendOS ganz nach Wunsch zusammengestellt werden, etwa mit bestimmter GUI oder verschiedenen Repositories.

Wie bei Immutable-Linux-Distributionen üblich, erfolgen Updates des Betriebssystems ausschließlich „atomar“ via ISO-Datei. Die kleinteilige – und anfällige – Update-Installation entfällt, Updates laufen im Hintergrund. Die Macher von BlendOS versprechen dabei, dass die Updates für ihr System meist zwischen 10 und 100 Megabyte bewegen, wodurch die Aktualisierung mit geringem Aufwand möglich ist.

Praktisch für PCs – und ältere Macs

Anders als viele andere Linux-Distributionen ist BlendOS auch dafür gedacht, ältere Macs mit Intel-Prozessor zu unterstützen. Entwicklerinnen und Entwickler dürften das Problem kennen: Ist der Mac aus Apples Sicht zu alt, gibt es keine macOS-Updates mehr – obwohl die Hardware in den meisten Fällen noch vollkommmen ausreicht. Wer möchte, kann dann Windows installieren, was jedoch nicht selten an Hardware-Treibern scheitert – oder eben Linux.

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BlendOS bietet sich hier an, unterstützt es doch auch Macs mit Apples T2-Sicherheits-Chip. Das Betriebssystem eignet sich für alle Arten von PC-Systemen. Die Systemanforderungen sind vergleichsweise niedrig, der Mehrwert für die Produktivität hingegen enorm. Einerseits, weil BlendOS die wichtigsten Linux-Distributionen, -Desktops, -Anwendungen und -Paketmanager unter einem Dach vereint, andererseits, weil die Distribution als „Meta-Linux“ derzeit sehr schnell weiterentwickelt wird.

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