Neuorientierung in großen Unternehmen DevOps beginnt in den Köpfen der Mitarbeiter

Autor / Redakteur: Mark Levy * / Stephan Augsten

Die engere Zusammenarbeit von Development und Operations ist momentan in aller Munde. Auch etablierte Unternehmen können von den DevOps-Prinzipien profitieren, ohne ihr IT-Budget zu sprengen.

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Ein Kulturwandel hin zur DevOps erfordert, dass sich die Idee dahinter in den Köpfen der Mitarbeiter verankert.
Ein Kulturwandel hin zur DevOps erfordert, dass sich die Idee dahinter in den Köpfen der Mitarbeiter verankert.
(Bild: geralt - Pixabay.com / CC0 )

„Digitale Revolution“ oder „Industrie 4.0“ sind Schlagworte, die einem heute allenthalben begegnen. Dahinter verbirgt sich eine Entwicklung, die sich nicht mehr aufhalten lässt: „Digital Economy“ ist nicht mehr nur eine Nische, die gesamte Wirtschaft wird digital. Viele etablierte Unternehmen werden dadurch mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert.

So ist es nur natürlich, dass Führungskräfte aller Branchen mit großem Interesse auf die Vorreiter und Profiteure dieser Entwicklungen schauen, wie etwa Google, Facebook oder Amazon. Diese Technologieriesen beherrschen die schnelle Bereitstellung von Updates und die Auslieferung neuer Softwarefunktionen par excellence.

Das haben sie der Tatsache zu verdanken, dass sie schon von Anfang an auf Cloud-Infrastrukturen in Kombination mit agilen Methoden gesetzt haben. Die intensive Verzahnung von Entwicklung und Betrieb, heute gern mit DevOps umschrieben, ist die Grundlage dieser vielbeschworenen Agilität.

Worum geht es konkret?

Ist DevOps nun der Stein der Weisen des 21. Jahrhunderts? Nur wenigen zugänglich, denen er zu unermesslichem Reichtum verhilft? – Natürlich nicht. Hinter dem Kofferwort verbirgt sich kein materieller Wert, kein Produkt das man kaufen kann. Vielmehr handelt es sich um eine Kultur oder Philosophie, die jedermann zugänglich ist.

Genauso, wie die Interpretation jeder philosophischen Lehre im Auge des Betrachters liegt, gibt es auch verschiedene Wege, um DevOps im eigenen Unternehmen umzusetzen. Ein Großkonzern oder ein mittelständischer Familienbetrieb funktionieren natürlich nach einer ganz anderen Logik als Start-Up-Firmen.

Für letztere, die auf einer grünen Wiese beginnen, ist es ein Leichtes, Cloud-Infrastrukturen, Microservices oder SaaS-Anwendungen zu realisieren. Unternehmen, die über lange Jahre gewachsen sind, besitzen dagegen umfangreiche Legacy-Systeme. Oft laufen immer hier noch an die 80 Prozent aller kritischen Geschäftsanwendungen im klassischen COBOL-Umfeld, etwa auf Mainframe-Umgebungen.

Es liegt auf der Hand, dass es nicht praktikabel ist, diese Software von heute auf morgen auszutauschen, ganz abgesehen von den Kosten. Außerdem spielen auch gesetzliche Regulierungen eine Rolle, so setzt der Datenschutz beispielsweise der Cloud-Nutzung Grenzen. Nun kommt es darauf an, zu erkennen, wo sich im Unternehmen DevOps Prinzipien zielführend ohne allzu großen Aufwand umsetzen lassen. Denn etablierte Akteure am Markt müssen mit der Geschwindigkeit der Innovatoren mithalten können. Sonst werden sie von den Kunden abgestraft, die immer mehr Funktionen auf mehr Geräten in kürzerer Zeit erwarten.

Automation und Versionsverwaltung

Den Kern von DevOps bilden die sogenannten CAMS-Prinzipien, also Culture, Automation, Measurement und Sharing. Diese lassen sich auch in bestehenden Systemen umsetzen ohne zusätzliche Experten anzuwerben. Letztlich geht es doch darum, Ineffizienzen abzubauen. Das soll durch einen ganzheitlichen systembasierten Ansatz erreicht werden, bei dem der gesamte Komplex der Application Delivery in den Blick genommen wird.

Unternehmen, die eine hohe Performance durch DevOps erzielen, legen einen besonderen Fokus auf Automation und Versionsverwaltung. Automation spart Zeit und reduziert die Fehleranfälligkeit, für den Anfang genügen dafür selbst entwickelte Skripte oder bereits vorhandene Tools. Versionsverwaltung ermöglicht es, zu jeder Zeit eine frühere Version eines Systems wiederherzustellen. Versionsverwaltungssysteme stellen außerdem Transparenz für alle Beteiligten her und liefern objektive Informationen.

Die Deployment Pipeline optimieren

Jede Unternehmens-IT hat verschiedene Software-Delivery-Prozesse am Laufen, was als Deployment Pipeline bezeichnet wird. Innerhalb dieser Pipelines soll ein konstanter Fluss ohne Engstellen herrschen. Auf dem Weg zu mehr Effizienz sollten diese Kanäle der Anwendungsauslieferung zunächst lückenlos dokumentiert werden, anschließend können sie nach Prioritäten eingeteilt werden.

Durch Value Stream Mapping lassen sich spezifische Problemfelder identifizieren. Wenn klar ist, wodurch lange Lead Times zustande kommen, kann man darangehen, die Tool Chain so zu modifizieren, dass die Pipeline flüssiger läuft. Die fünf häufigsten Ursachen langer Lead Times hat der Autor im Englischen bereits detailliert ausgeführt.

Agile Wasserfälle

Durch die Kombination von Legacy-Systemen auf dem Mainframe mit neuen Funktionen und höheren Anforderungen an Qualität und Geschwindigkeit entstehen auch neue Herausforderungen. Alte, nach dem Wasserfall-Prinzip entwickelte Anwendungen müssen mit neuen agilen Applikationen über die verschiedenen Plattformen hinweg harmonieren, um den reibungslosen Ablauf geschäftskritischer Prozesse zu gewährleisten.

Durch eine plattformübergreifende Implementierung standardisierter Tools lässt sich zudem das Software Testing automatisieren, außerdem wird es flexibler und besser skalierbar. Das ermöglicht Entwicklern, defekten Code so früh wie möglich zu erkennen, was wiederum unnötige Arbeit verhindert und somit Kosten senkt. Im Zusammenhang mit dieser dynamischen Testmethode wird auch von „Shift Left Testing“ gesprochen, da die Überprüfung weiter an den Anfang des Software-Entstehungszyklus verschoben wird.

DevOps und Legacy – Konflikte programmiert?

Damit DevOps funktionieren kann, müssen sich Arbeitsweisen ändern. Wenn in großen Organisationen neue Methoden eingeführt werden sollen, beinhaltet das natürlich auch immer Konfliktpotential. „Silodenken überwinden“ lautet ein Mantra des DevOps-Ansatzes.

Das ist leicht gesagt, doch die dafür notwendige Neuorientierung in den Köpfen der Mitarbeiter erreicht man nicht durch Umlegen eines Schalters. Methoden, die sich über Jahre oder gar Jahrzehnte bewährt haben, möchte man schließlich nicht leichtfertig aufgeben. Wenn der Kulturwandel gelingen soll, muss das Management ein transparentes Konzept kommunizieren, das allen Beteiligten klare Leitlinien für die Neustrukturierung des Systems an die Hand gibt und ihnen das Ziel der ganzen Aktion vor Augen führt.

Jeder nach seiner Façon

Mark Levy
Mark Levy
(Bild: Micro Focus)

Jedes Unternehmen ist verschieden und hat seit seiner Entstehung eine eigene Kultur und eigene Strukturen entwickelt. Daher kann es auch keine 1:1-Anleitung geben, wie man DevOps „richtig“ umsetzt. Jede IT-Abteilung muss eigene Mittel und Wege für ihre spezifischen Herausforderungen finden. Darin lässt sich aber auch ein Vorteil sehen: Durch maßgeschneiderte Lösungen kann man dezidiert auf spezielle Probleme und Anforderungen des eigenen Unternehmens eingehen.

* Mark Levy ist Director of Strategy beim Unternehmenssoftware-Spezialisten Micro Focus. Er blickt auf über 20 Jahre Erfahrung als Produktmanager zurück und war vor seiner Zeit bei Micro Focus für Serena Software tätig.

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Über Micro Focus

Micro Focus ist ein globaler Hersteller von Unternehmens-Software und unterstützt die Global 2000 in ihren technischen Herausforderungen. Die Lösungen von Micro Focus helfen Unternehmen dabei, IT-Investitionen, Unternehmensanwendungen und neue Technologien zu nutzen, um komplexen, sich rasch entwickelnden Geschäftsanforderungen zu begegnen und zugleich die eigenen Unternehmensinformationen zu schützen. Das Lösungs-Portfolio umfasst Attachmate, Borland, Micro Focus, NetIQ, Novell und SUSE.

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