Generationsübergreifendes Arbeiten birgt Konfliktpotenzial Atlassian-Studie: Junge Führungskräfte forcieren den Wandel

Von Bernhard Lück 4 min Lesedauer

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In vielen Unternehmen vollzieht sich ein Kulturwandel, angestoßen von jungen Führungskräften der Generationen Y und Z. Doch es ist schwer, dabei die Mitarbeiter aller Generationen unter einen Hut zu bringen. Zu diesem Ergebnis kommt der Generational Collaboration Survey von Atlassian.

Firmen müssen für junge Arbeitnehmer attraktiv sein, dürfen dabei aber die älteren Mitarbeiter nicht verschrecken.
Firmen müssen für junge Arbeitnehmer attraktiv sein, dürfen dabei aber die älteren Mitarbeiter nicht verschrecken.
(Bild: © – Sanja – stock.adobe.com)

Vier-Tage-Woche, Homeoffice, Workation, Sabbatical – jüngere Arbeitnehmer werden gern für ihre Anforderungen an Arbeitgeber kritisiert, schreibt Atlassian. Doch der Wandel der Arbeitswelt wird sich nicht aufhalten lassen, denn die Gen Z und speziell die Millennials übernehmen längst Führungspositionen und gestalten sie von innen heraus um, wie der Generational Collaboration Survey von Atlassian zeigt.

So sagt knapp ein Drittel der Entscheidungsträger aus den Generationen Y und Z (31 %), dass sie bereits einen Kulturwandel eingeleitet haben, um Zusammenarbeit mit neuen Tools oder Prozessen zu verbessern. Die Frage dabei ist allerdings: Gelingt es ihnen, die Mitarbeiter aller Generationen auf diese Reise mitzunehmen oder gibt es eine unüberwindbare Kluft zwischen den Generationen?

Klare Vorstellungen zum notwendigen Kulturwandel

Wie ein Team aufgebaut ist, welche Perspektiven und Erfahrungen die Mitglieder einbringen, ist ein wichtiger Schlüssel für dessen Erfolg. Dieses Wissen scheint insbesondere in den Köpfen jüngerer Entscheider angekommen zu sein: 87 Prozent von ihnen bilden oder planen ganz bewusst Mehrgenerationen-Teams. Dabei sind die Vorteile laut denjenigen, die bereits Erfahrungen mit solchen Teams gesammelt haben, vor allem bessere Ergebnisse als von homogeneren Teams. Zudem profitieren die einzelnen Mitarbeiter von der Zusammenarbeit.

Daneben ist auch die Art und Weise, wie in einem Unternehmen kommuniziert wird, ein Faktor, den Führungskräfte nicht vernachlässigen sollten. Dies bewerten sowohl die Entscheider als auch die Mitarbeiter aus den Generationen Y und Z allerdings – zum Teil deutlich – schlechter als ihre älteren Kollegen. Die befragten Führungskräfte aus der Babyboomer-Generation finden die Kommunikation im Unternehmen z.B. mehrheitlich transparent, anders als die Millennials und die Gen Z (31 %). Und auch auf Angestelltenseite sind die Millennials scheinbar am unzufriedensten, sie kritisieren die Kommunikation als langatmig (24 %) und unzureichend (17 %) und nur knapp mehr als ein Drittel (37 %) hält sie für effizient. Unter den Befragten aus der Generation der Boomer stimmt dagegen immerhin fast jeder Zweite (49 %) dieser Bewertung zu.

„In vielen Unternehmen herrscht immer noch eine Top-down-Mentalität: Was die Führungsebene sagt, wird akzeptiert und gemacht. Gerade ältere Arbeitskräfte sind dies einfach gewohnt und haben kein Problem damit. Bei den Millennials und der Gen Z sieht das jedoch anders aus“, erklärt Molly Sands, Head of the Team Anywhere Lab bei Atlassian. „Sie wollen Hintergründe erklärt bekommen, genau verstehen, warum Entscheidungen so und nicht anders getroffen wurden, und bei Themen, die sie direkt betreffen, ein Mitspracherecht. Als Führungskräfte tragen sie ihren Teil dazu bei: Jeder vierte von ihnen hat schon bestehende Teamstrukturen aufgebrochen, um die interne Zusammenarbeit zu verbessern.“

Jüngere Entscheider (Millennials oder Gen Z) haben außerdem eine genaue Idee davon, was Teams brauchen, um auf sozialer Ebene gut zu funktionieren: Trainings, sowohl gemeinsam vor Ort (54 %) als auch virtuell (38 %) sowie informelle Mittagsmeetings mit Kollegen (49 %).

Stolperstein Generationenkonflikte – an beiden Enden der Skala

Das Problem dabei: Insbesondere die Babyboomer-Generation scheint gegen Ende ihrer beruflichen Tätigkeit nur bedingt Interesse an einem kulturellen Wandel und einer engeren Zusammenarbeit mit jüngeren Teamkollegen zu haben, z.B. messen die Befragten aus dieser Generation gemeinsamen Trainings, ob vor Ort (37 %) oder virtuell (8 %), nur wenig Bedeutung für das Teamgefüge bei.

Und trotz ihrer Erfahrungen in Mehrgenerationen-Teams – 79 Prozent der Büroangestellten aus der Babyboomer-Generation sind Teil eines solchen Teams oder waren es – ist nicht einmal jeder Vierte (23 %) überzeugt, dass er dadurch auf persönlicher Ebene wächst. Bei den jüngeren Arbeitnehmern sind deutlich mehr dieser Auffassung, nämlich jeweils rund zwei von fünf Befragten (Millennials: 37 %; Gen Z: 41 %). Das mag bei der Gen Z damit zusammenhängen, dass man sich zu Beginn der Karriere in der Regel stark an den Kollegen orientiert und ihren Rat sucht. Doch die Zustimmung unter den Millennials zeigt, dass sich auch mit zunehmender Berufserfahrung einiges von dem Wissen und den Erfahrungen der Kollegen mitnehmen lässt.

Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Miteinander stimmt – und auch hier scheint es gewisse Unstimmigkeiten zu geben. Mehr als ein Viertel der Millennials (27 %) und sogar knapp ein Drittel der Gen-Z-Arbeitnehmer (30 %) haben laut eigener Aussage keinen guten Draht zu ihren Kollegen. Zum Vergleich: Unter den Mitgliedern der Babyboomer-Generation stimmen lediglich zehn Prozent dieser Aussage zu. Es scheint hier u.a. eine kulturelle Kluft zwischen den Generationen zu geben. So fällt z.B. auf, dass 43 Prozent der Befragten der Gen Z traurig sind, weil ihre Kollegen ihren Humor nicht verstehen. Ein Gefühl, das der Boomer-Generation weniger präsent ist. Hier stimmen nur 17 Prozent der Befragten der Aussage zu.

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„Unternehmen müssen für junge Arbeitnehmer attraktiv sein, sonst setzen sie ihren zukünftigen Geschäftserfolg aufs Spiel. Deshalb ist es begrüßenswert, wenn Führungskräfte aus den Generationen Y und Z sich dieser Aufgabe annehmen und den dafür notwendigen Wandel vorantreiben. Gleichzeitig dürfen sie die älteren Mitarbeiter natürlich nicht verschrecken – ihre Erfahrung ist weiterhin sehr wertvoll“, ergänzt Molly Sands. „Deshalb wird es für Manager und Unternehmensverantwortliche zu den Hauptaufgaben der nächsten Jahre zählen, die Kluft zwischen den Generationen zu schließen. Das heißt vor allem, aufmerksam sein – welche Sorgen treiben die Mitarbeiter um, wo gibt es Reibungspunkte –, für gegenseitiges Verständnis werben und gemeinsam nach Lösungen suchen. Dafür ist ein feines Gespür für das Miteinander gefragt.“

Über die Studie

Für den Generational Collaboration Survey hat das Marktforschungsinstitut YouGov im Auftrag von Atlassian zwischen dem 12. und 23. Mai 2023 274 Unternehmensentscheider sowie 2.096 Büroangestellte in Deutschland per online zum Thema Zusammenarbeit interviewt. Dabei wurden die Teilnehmer wie folgt aufgeteilt:

  • Babyboomer-Generation, geboren zwischen 1946 und 1964,
  • Generation X, geboren zwischen 1965 und 1979,
  • Generation Y / Millennials, geboren zwischen 1980 und 1994,
  • Generation Z, geboren zwischen 1995 und 2010.

Mit jüngeren Entscheidern und Arbeitnehmern sind Teilnehmer aus der Generation der Millennials oder der Generation Z gemeint.

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