Nachhaltig programmieren, Teil 2 Nützliche Quellen für Green Coding

Von Christian Rentrop 4 min Lesedauer

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Klimaschutz ist wichtig – und Green Coding kann dabei helfen, Software effizienter zu gestalten. Schon kleine Änderungen in der Codebasis können dabei große Effekte haben. Inzwischen gibt es eine Reihe von Initiativen und Projekten, die sich mit dem Thema beschäftigen.

Offizielle Vorgehensweisen, Normen oder Zertifizierungen mit dem Schwerpunkt Green Coding sind derzeit noch rar gesät.
Offizielle Vorgehensweisen, Normen oder Zertifizierungen mit dem Schwerpunkt Green Coding sind derzeit noch rar gesät.
(Bild: Steve Watts / Pixabay)

Green Coding ist eine gute Sache: Selbst, wenn der Effekt auf den Stromverbrauch der Infrastruktur nur gering ist, skaliert er durch die Verbreitung der Anwendung hoch – und spart so enorm viel Energie. Zudem verringert auf Sparsamkeit getrimmter Code automatisch den Verschleiß an Hardware, weil einerseits die benötigte Leistung verringert und andererseits die Abnutzung an Geräten verringert wird.

Aktuell ist Green Coding deshalb in aller Munde: Forschungsprojekte suchen nach Methoden für das Green Coding, Life-Cycle-Analyse-Software hilft beim Aufspüren von Einsparpotential und hier und da können Entwickler inzwischen auch Kurse belegen und sich zertifizieren lassen.

Wegbereiter der Green-Coding-Bewegung sind vor allem große Unternehmen mit enormen Stromverbräuchen durch Rechenzentren. Dazu zählen natürlich vor allem die weltweit aktiven Cloud-Riesen Amazon, Apple, Google, Meta und Microsoft. Während es in den Nachhaltigkeitsprogrammen vor allem um die Nachhaltigkeit der Unternehmen mit all ihren Aspekten geht, ist Green Coding hier oft nur sekundär ein Thema.

Einzig Microsoft ist inzwischen aktiv dabei, die Green-Coding-Bewegung zu fördern: Zusammen mit der Linux Foundation, Accenture, GitHub und Thoughtworks hat Microsoft die Green Software Foundation ins Leben gerufen, bei der unter anderem auch Intel und zahlreiche Unternehmen beteiligt sind.

Hier werden Standards, Werkzeuge und Verfahren für Grüne Software gesammelt und kuratiert, zudem können Entwickler hier Kurse zur Entwicklung „grüner“ Software belegen. Auch Microsoft selbst bietet, genau wie die Linux-Foundation, kostenlose Lernmaterialien zum Thema an. Auch IBM und das deutsche Software-Unternehmen GFT haben den Trend erkannt – und beschäftigt sich mit der Thematik.

Forschungsprojekte zum Thema Green Software

Auch an den Universitäten tut sich etwas. Derzeit läuft zum Beispiel an der Hochschule Trier in Zusammenarbeit mit der HTW Berlin und der Gesellschaft für Informatik ein Forschungsprojekt zum Thema „Potentials of Green Coding“. Dieses untersucht Möglichkeiten, Green Coding in den Lehrplänen von Informatik-Studiengängen zu verankern. Auch am Blekinge Institute of Technology in Schweden erschien kürzlich eine Abschlussarbeit, die sich mit Green Coding und Nachhaltigkeit bei der Webentwicklung befasst.

Zertifizierungen stehen noch aus

Zwar vergibt das Umweltbundesamt schon seit einiger Zeit den „Blauen Engel“ für ressourcen- und energiesparende Softwareprodukte, doch trotz der enormen Tragweite des Themas für den Klima- und Umweltschutz sind derzeit nur wenige Behörden oder Bildungseinrichtungen – egal ob in Deutschland, der EU oder weltweit – mit dem Thema befasst.

Das Umweltbundesamt bietet zwar eine Übersichtsseite, die die Umweltaspekte hervorhebt, beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) ist Green IT mit ihrem Unteraspekt Green Coding aber noch nicht wirklich angekommen. Zwar gab es unter Bundeswirtschaftsminister Gabriel 2015 die Initiative IT2Green, doch das ist inzwischen auch schon eine Weile her.

In Deutschland – und auch in der EU – scheint das enorme Einsparpotential effizienter Programmierung noch nicht erkannt worden zu sein. Und das, obwohl die European Digital SME Alliance, der in Brüssel ansässige Branchenverband mittelständischer IT-Unternehmen bereits 2020 ein Positionspapier zur nachhaltigen Digitalisierung herausgegeben hat, und in der zugehörigen Pressemitteilung selbst darauf hinwies, dass sich Diskussionen über die Ressourceneffizienz oftmals auf Hardware versteift und die Software übersehen wird.

Tools, die beim Green Coding helfen können

Beim Green Coding selbst gibt es natürlich auch eine Reihe von Hilfsmitteln. Moderne Programmiersprachen etwa helfen, Code schlank und effizient zu halten. Allerdings kommt es laut einer etwas älteren Studie von 2017 eher auf die Qualität des Codes und das zu lösende Problem an als auf die Programmiersprache selbst. Entwickler, die sich dennoch mit dem Thema beschäftigen wollen, finden aber zum Beispiel mit CodeCarbon eine Möglichkeit, den möglichen CO2-Fußabdruck von Code zu überprüfen.

Die https://www.climatiq.io/ KI von Climatiq geht einen ähnlichen Weg – und berechnet bei Bedarf den den CO2-Ausstoß von Cloud-Anwendungen. Mit Lifecycle- und Sustainability-Software wie OpenLCA lässt sich ebenfalls ermitteln, mit welchen Auswirkungen bei Anwendungen gerechnet werden kann. Direkte Hilfetools für das Coding an sich gibt es aber nicht: Hier empfiehlt es sich, den Empfehlungen der Green Software Foundation zu folgen.

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Green-Coding-Zertifizierung für Entwickler

Green Coding ist bislang noch nicht „DAS große Thema“ – was schade ist, denn das Einsparpotential „grün“ entwickelter Anwendungen für lokale Infrastruktur, Cloud und Endgeräte kann enorm sein. Vermutlich auch, weil viele Entwickler das Thema Effizienz bei ihren Projekten automatisch berücksichtigen, um möglichst geringe Performance-Einbußen hinnehmen zu müssen. Entsprechende Vorgehensweisen müssen derzeit noch individuell innerhalb der eigenen Software-Entwicklung oder eines Unternehmens etabliert werden.

Offizielle Vorgehensweisen, Normen oder Zertifizierungen sind derzeit noch rar gesät und beschäftigen sich primär mit der Zertifizierung grüner IT mit Fokus auf Hardware, etwa der deutsche Blaue Engel, das EU-Ecolabel oder der amerikanische Energy Star. Das spielt aber letztlich keine Rolle: Wer Green Coding betreibt, kann sich das auf die Fahnen schreiben – und als Software-Unternehmen oder Einzelentwickler im Kundengespräch Nachhaltigkeitsargumente liefern.

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