Major-Release Mendix 10 – was steckt in der Low-Code-Entwicklungsplattform?

Von Sebastian Human 4 min Lesedauer

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Mit Mendix 10 veröffentlicht die Siemens-Tochter ein neues Release ihrer Low-Code-Entwicklungsplattform. Sie will Unternehmen auf ihrem Weg zum Composable Enterprise unterstützen. Was kann die Weiterentwicklung?

Auch Mendix 10 bekam ordentlich KI unter die Haube: Ein anpassbarer Best Practice Bot, ein Data Validation Bot sowie ein Schritt in Richtung generativer KI mit Mendix Chat sollen das Assist-Portfolio an KI-gestützten Entwicklungstools ergänzen.
Auch Mendix 10 bekam ordentlich KI unter die Haube: Ein anpassbarer Best Practice Bot, ein Data Validation Bot sowie ein Schritt in Richtung generativer KI mit Mendix Chat sollen das Assist-Portfolio an KI-gestützten Entwicklungstools ergänzen.
(Bild: frei lizenziert / Unsplash)

Das sogenannte Composable Enterprise steht für agile und widerstandsfähige Unternehmensstrukturen und ist ein Konzept, das immer häufiger thematisiert wird. Es zeichnet sich unter anderem durch einen modularen Aufbau sowie ein offenes Ökosystem aus. Um vor allem ersteres wahrwerden zu lassen, benötigen Organisationen aber natürlich digitale Unterstützung; beispielsweise in Form von Low-Code-Plattformen.

Das neue große Mendix-Release will hierzu einen Teil beitragen. Gar von einem „neuen Standard für die digitale Transformation“ ist seitens seiner Schöpferinnen und Schöpfer die Rede. Keine ganz kleine Hypothek also. Aber kann es halten, was es verspricht? Wir konnten hierzu vorab mit Mendix sprechen.

Mendix 10 eröffnet neue Versionsreihe

Die letzte Überarbeitung erfuhr die Software Anfang vergangenen Jahres, als die Version 9.10 an den Start ging. Das aktuelle Release trägt, wie schon erwähnt, den Namen Mendix 10, wirkt also schon nominell wie eine größere Weiterentwicklung.

Im Kern geht es natürlich immer noch darum, sowohl weniger technikaffine Menschen in die Lage zu versetzen, Software-Anwendungen zu entwickeln, als auch Fachleute mit einem Software-Engineering-Hintergrund zu adressieren. Bereits Ende letzten Jahres wurde bekannt, dass in der neuen Version Mendix Studio und Studio Pro fusionieren sollen. Studio und Studio Pro basieren auf der gleichen Modellierungssprache und einem gemeinsamen Modell-Repository. Die bidirektionale Integration zwischen den beiden integrierten Entwicklungsumgebungen (IDE) will sicherstellen, dass nichts in der Übersetzung verloren geht.

Sowohl erfahrene als auch weniger versierte Entwickler und Entwicklerinnen sollen dann in einer einzigen integrierten Entwicklungsumgebung noch einfacher zusammenarbeiten können, wie Hans de Visser, Chief Product Officer Mendix, erklärt.

Drei zentrale Prinzipien wollen das ermöglichen: Es beginnt mit einem einfachen und schnellen Einstieg, indem man beispielsweise die Funktion „Start from spreadsheet“ nutzt. Diese richtet sich primär an neue Entwicklerinnen und Entwickler, die mit nicht mehr als einer vorausgefüllten Excel-Tabelle beginnen und hieraus eine interne Anwendung erstellen können. Aber auch erfahrene Software Engineers sollen von der Funktion und der damit verbundenen Zeitersparnis profitieren. Hinzu kommt der Aspekt der Flexibilität, um der Softwareentwicklung Werkzeuge an die Hand zu geben, die den unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden. Komplettiert wird der Dreisatz durch ein hohes maß an Kontrolle. Um auch besonders spezielle oder komplexe Entwicklungsaufgaben zu ermöglichen, werden beispielsweise APIs und Code-Erweiterungen unterstützt.

KI und Co für schlankes und intuitiveres Nutzungserlebnis

Hinzu kommt ein Feature, dass unter dem Ausdruck „progressive disclosure“ bekannt ist. Konkret bedeutet das, dass Entwickler und Entwicklerinnen nach und nach mehr Funktionen erhalten, wenn sie sie brauchen. Umgekehrt sollen sie so gerade am Anfang von der potenziell verfügbaren Fülle an Funktionen nicht überfordert werden. Als Beispiel hierfür nennt Danny Roest, Director of Product Management bei Mendix, die zunächst für jedermann zugänglichen Datenfilter. Ist mehr Flexibilität gefragt, kann man XPath hinzuziehen. Ein anderes Beispiel sind neue Steuerelemente für das visuelle Styling, die standardmäßig bereitstehen. Für fortgeschrittene Anpassungen soll man das zugrunde liegende Styling über den integrierten Editor anpassen können.

Und wir hätten nicht das Jahr 2023, wenn nicht auch in Mendix 10 Künstliche Intelligenz eine zentrale Rolle spielen würde. Für die Anwenderinnen und Anwender soll das gleich doppelten Nutzen bringen.
Erstens will das Mendix Machine Learning Kit bei der nahtlosen Integration von KI-Anwendungsfällen in Low-Code-Applikationen unterstützen. Zweitens seien sowohl Umfang als auch Funktionalität der KI-gestützten App-Entwicklung erweitert worden.

Ersteres ML-Kit soll Firmen dabei helfen, benutzerdefinierte KI-Modelle in Softwareprogramme unter Berücksichtigung der von der Entwicklung gewünschten KI-Frameworks und Sprachen zu integrieren. Hierzu zählen vortrainierte Modelle, die mit PyTorch, Caffee2, Cognitive Toolkit und anderen KI-Frameworks erstellt wurden, die den Standard Open Neural Network Exchange (ONNX) übernommen haben. ONNX-basierte Modelle sollen in Mendix‘ IDE importiert und in eine entsprechende Anwendung eingebettet werden können.

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Zu Zweiterem gehört die Optimierung der virtuellen, KI-gestützten Assistenten. Einer von ihnen ist der sogenannte Mendix Assist Best Practice Bot. Er soll entstehende Anwendungen in Echtzeit prüfen und Best Practices der Mendix-Softwareentwicklung implementieren können. Sein Kollege, der Data Validation Bot, will Nutzerinnen und Nutzer bei der automatisierten Erstellung von Validierungslogik unterstützen, indem er vorgefertigte Ausdrücke nutzt.

Für erfahrene Software Engineers wollen die Bots Anti-Patterns identifizieren und deren genauen Standort angeben können. Anschließend sollen sie auch eine Anleitung bieten, wie man diese Entwicklungsfehler beheben kann.

Hinzu kommen Multi-Cloud-Bereitstellungsoptionen sowie eine effektive Governance und Kontrolle auf Plattform-Ebene. Unabhängiger Softwareanbieter können laut Herstellerangaben mit dem Major Release Hilfe bei der Entwicklung, Anpassung, Vermarktung und Verwaltung ihrer Lösungen erhalten. Erweiterte UI/UX-Funktionen sollen die Softwareentwicklung letztlich dabei unterstützen, ansprechende Nutzungserlebnisse auf allen Geräten bieten zu können. Ein Beispiel ist die Datenabfrage. Musste man hierfür in der Vergangenheit noch schriftliche Eingaben machen, stehen nun visuelle Möglichkeiten bereit, intuitiver mit entsprechenden Filtern zu arbeiten.

Kein Support mehr für Mendix 7

Neben alle dem hat die Veröffentlichung von Mendix 10 auch Auswirkungen auf frühere Versionen. So kündigt das Unternehmen an, dass mit der neuen Version gleichzeitig auch das Ende des Supports für Mendix 7 einhergehe. Mendix wird somit keine Korrekturen, Updates, Fehlerbehebungen oder andere Formen der Unterstützung anbieten. So soll Mendix 7 beispielsweise keine Aktualisierung erhalten, wenn neue Sicherheitslücken gefunden werden.

Das Unternehmen begründet diesen Schritt damit, dass es effektiven und sicherheitskonformen Plattform-Support jeweils für die drei neusten Hauptversionen anbietet. Demnach unterstützt der Support ab Ende Juni Mendix 10, Mendix 9 und Mendix 8. Weitere Informationen, einschließlich Optionen für die Erweiterung des Supports für Anwendungen, die auf Mendix 7 laufen, sollen folgen.

Dieser Artikel stammt von unserem Partnerportal Industry of Things.

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