„Unerveränderliche“ Linux-Distributionen, Teil 1 Fedora Onyx – Immutable Linux mit Stil

Von Christian Rentrop 3 min Lesedauer

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Wenn es um Immutable Linux geht, wird es schnell sehr technisch. Die „unveränderliche“ Distribution Fedora Onyx ändert das: Mit dem modernen Budgie-Desktop eignet sich hervorragend als Entwickler-System.

Die Budgie-Desktop-Umgebung von Fedora Onyx erinnert etwas an klassische Windows-Umgebungen.
Die Budgie-Desktop-Umgebung von Fedora Onyx erinnert etwas an klassische Windows-Umgebungen.
(Bild: Rentrop / Fedora)

Beim Thema Linux rümpfen User an Endgeräten oft die Nase. Zu viel Kleinkram, zu viel Terminal-Gedöns und eine nicht unerhebliche Chance, durch einen falschen Sudo-Befehl oder ein fehlerhaftes Paket-Update das System in seiner Funktion zu beeinträchtigen.

Ein Immutable Linux löst diese Probleme. Bei einem Update wird alles auf einen Rutsch aktualisiert, wie es Anwender von Windows, macOS oder Mobilsystemen wie Android und iOS kennen. Die Systemdateien selbst sind unveränderlich. Dadurch nähert sich Linux auf dem Desktop und für Normalbenutzer den hier deutlich präsenteren anderen Betriebssystemen an.

Fedora Onyx ist eine Immutable-Distribution, die dafür gedacht ist, möglichst solide zu sein, Entwicklern eine gute Basis auf den Weg zu geben – und dabei gut auszusehen. Der moderne Budgie-Desktop leistet dazu seinen Beitrag: Er ist optisch und funktional stark an Windows 11 und macOS angelehnt und greift auch auf Elemente des beliebten Unity-Desktops auf, wodurch er ausgesprochen gut aussieht: Linux fühlt sich dadurch nicht mehr wie Linux an, was für viele User durchaus ein Argument sein dürfte.

Fedora ohne Root

Im Kern ist Fedora Onyx weiterhin eine Fedora-Distribution, die es natürlich auch als klassisches Linux gibt, nur eben mit unveränderlichen Systemdateien und ohne Root-User (der aber gegebenenfalls bei der Installation aktiviert werden kann). Alternativ gibt es Fedora auch in vielen anderen Immutable-Varianten – etwa Fedora Silverblue mit Gnome-Desktop oder Fedora Kinoite mit KDE und weiteren Versionen mit anderen Desktop-Umgebungen.

Ein Vorteil von Onyx: Schon bei der Installation legt es Wert auf Einfachheit und Sicherheit. Der Root-User ist standardmäßig deaktiviert, wie Anwender es auch von macOS kennen. Und auch bei den Apps hören die macOS-Parallelen nicht auf. Statt auf Paketmanager wie apt oder yum setzt Fedora Onyx auf Flatpak.

Flatpaks sind im Prinzip App-Container, die alle notwendigen Inhalte für den Betrieb einer App über Distributionsgrenzen hinweg erlauben. Diese werden in einer Art – Linux-Puristen wird es jetzt schaudern – App-Store bereitgestellt. Praktischerweise sind die meisten Standard-Linux-Anwendungen bereits per Flatpak erhältlich. Für einen Überblick bietet sich die Website Flathub an.

System- und App-Updates werden „atomar“ auf einen Schlag per Image-Datei oder per rpm-ostree durchgeführt. Dadurch gewinnt das System deutlich an Komfort – und lehnt sich in Sachen Updates und App-Verwendung nicht nur an macOS und Windows, sondern auch an Android oder iOS an. Wer über Mobildaten oder einen mobilen Hotspot ins Internet geht, sollte die Verbindung allerdings als getaktet definieren, sonst zehren Updates schnell das Datenkontigent auf.

Wichtige IDEs, Editoren und andere Anwendungen lassen sich bequem über die Software-Funktion installieren, aktualisieren – und auch wieder löschen. Budgie legt diese auch gleich im „Startmenü“ ab, wodurch an dieser Stelle ebenfalls keine weiteren Arbeitsschritte notwendig sind.

Anwendungsseitig gibt es neben den Standard-Tools übrigens auch eine Reihe proprietärer Software, die als Flatpak ihren Weg ins System findet. Das ist zwar kein exklusives Onyx-Feature, macht das Leben aber leichter. Wer den Browser Microsoft Edge für die Webentwicklung braucht oder Zoom für Team-Meetings, findet diese Tools über den „App-Store“ von Fedora Onyx.

Ideal für Entwickler

Natürlich müssen Linux-Nutzer mit Immutable-Distributionen ein wenig umdenken – das ist auch bei Fedora Onyx nicht anders. Denn der Verzicht auf Root und Terminal-Paketmanager verändert im Immutable-System eine der Kern-Eigenschaften von Linux. Allerdings eignet sich die Distribution hervorragend für Software-Entwickler, die ein solides Betriebssystem brauchen, das sie nicht aus Versehen durch Basteleien beeinträchtigen wollen. Auch Fehler bei Updates und Upgrades sind durch das Immutable-Design ausgeschlossen: Läuft etwas schief, lässt sich das System einfach wieder auf einen vorherigen Stand zurückrollen.

Vor allem die dem Immutable-Linux-Konzept innewohnende Systemstabilität und Sicherheit dürfte so manchem Entwickler zupasskommen: Insbesondere Anwender, die Web-Anwendungen oder ähnliche, nicht systemnahe Software entwickeln, erhalten mit Fedora Onyx ein Betriebssystem, das zwar Linux ist – aber eben ohne all die Linux-Probleme. Gerade Entwickler, die Linux als solide Plattform schätzen, sich aber nicht mit der Technik beschäftigen wollen, kommen bei Immutable-Systemen auf ihre Kosten – und Fedora Onyx sieht dabei so gut und „rund“ aus, dass es eine Freude ist.

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