Kryptowährungen und digitale Zahlungsmittel im Mainstream Den Weg für Blockchain-basierte Währungen ebnen

Ein Gastbeitrag von Nicola Stokes *

Die Popularität von Blockchain, Kryptowährungen und digitale Zentralbank-Währungen, kurz CBDCs, ist stetig gestiegen. Wie kann die Finanzbranche die Grundlagen schaffen, um diese Technologie in den Mainstream zu bringen?

Viele Unternehmen experimentieren bereits mit der Distributed-Ledger-Technologie, führen Pilotprojekte durch oder gehen Partnerschaften ein.
Viele Unternehmen experimentieren bereits mit der Distributed-Ledger-Technologie, führen Pilotprojekte durch oder gehen Partnerschaften ein.
(© Vittaya_25 - stock.adobe.com)

Die Dynamik rund um die vermeintlich neuen digitalen Währungen kommt größtenteils von der Begeisterung für die zugrunde liegende Distributed-Ledger-Technologie (DLT). Sie zeichnet die Details von Transaktionen transparent auf und verteilt sie auf alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines gemeinsamen Netzwerks.

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Da jede Person oder Entität in der Kette einen eigenen Transaktionsdatensatz hat, ist es schwierig, Datensätze zu fälschen; ein potenzieller Hacker müsste die meisten Ledger in der Kette ändern und nicht nur einen einzigen, zentralisierten. Daher hat die Technologie den Ruf, schnell, transparent und sicher zu sein.

Angesichts des wachsenden Hypes haben inzwischen über 86 Prozent der Zentralbanken weltweit mit der Erforschung von CBDCs begonnen. Im Gegensatz zu Kryptowährungen handelt es sich bei einer CBDC um Zentralbankgeld, das dieselben Tauscheigenschaften aufweist wie Fiat-Geld, also staatlich ausgegebenes Geld, das als gesetzliches Zahlungsmittel festgelegt wurde, wie z. B. der Euro oder der US-Dollar.

Einfach ausgedrückt könnte eine CBDC wie eine digitale Banknote verwendet werden, entweder von Privatpersonen (CBDCs für Privatkunden) oder für Transaktionen zwischen Finanzinstituten (sogenannte CBDCs für Großkunden). Transaktionen mit CBDCs oder anderen digitalen Währungen erfordern jedoch ein stabiles Ökosystem.

Unabhängig davon, ob es um den vereinfachten Austausch bestehender Kryptowährungen oder neu entwickelter CBDCs geht – Finanz­dienst­leistungs­unternehmen, Universitäten und Regierungen spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung dieses Ökosystems. Sie müssen die für das Funktionieren digitaler Währungen erforderlichen Zahlungsschienen und Sicherheit bereitstellen.

Grundlagen schaffen

Viele Unternehmen experimentieren bereits mit der Distributed-Ledger-Technologie, führen Pilotprojekte durch oder gehen Partnerschaften mit anderen Unternehmen oder Institutionen ein. Beispielsweise arbeitet Mastercard, das globale Unternehmen für Zahlungslösungen, mit mehreren großen Zentralbanken auf der ganzen Welt zusammen und hat bereits eine Testplattform in einer simulierten Umgebung eingerichtet. Mastercard wird in Kürze damit beginnen, ausgewählte digitale Währungen direkt im eigenen Netzwerk zu unterstützen.

Mastercard, das derzeit zu den zehn größten Blockchain-Patentinhabern der Welt gehört, hat auch ein Patent für ein System angemeldet, das Kryptowährungen mit einem Fiat-Konto verbindet und arbeitet dabei mit dem in London ansässigen Kryptowährungsspezialisten Wirex zusammen. Das Ergebnis ist die erste native Kryptowährungsplattform, die direkt Zahlungskarten ausgibt, mit denen Verbraucher*innen Kryptowährungen in herkömmliche Fiat-Währung umwandeln können.

Auch andernorts bemühen sich Unternehmen darum, den Bedarf an größeren Transaktionen zwischen Finanzinstituten zu decken. Das Citi Innovation Lab Dublin hat sich beispielsweise mit Nasdaq zusammengetan, um eine Blockchain-basierte Lösung für die automatisierte Zahlungsverarbeitung einzuführen.

Diese soll eine durchgängige Verarbeitung und einen automatisierten Abgleich unter Verwendung eines Distributed Ledger zur Aufzeichnung und Übermittlung von Zahlungsanweisungen ermöglichen. Dadurch können Unternehmen wie Nasdaq Private Market die Herausforderungen der Liquidität bei privaten Wertpapieren bewältigen, da der Zahlungsverkehr zwischen mehreren Parteien rationalisiert wird.

Gemeinsam stark

Neben den etablierten Akteuren spielt auch der innovative Fintech-Sektor eine wichtige Rolle. Das in Irland ansässige Blockchain-Softwareunternehmen R3 bietet beispielsweise eine DLT-Plattform – Corda – an, die mit einem globalen Ökosystem von über 400 Unternehmen und Institutionen aus verschiedenen Branchen zusammenarbeitet. Die Corda-Plattform ermöglicht es Banken und Finanzsystemen, miteinander verbunden und interoperabel zu agieren.

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Dadurch werden Prozesskosten gesenkt, die beispielsweise beim Handel mit Vermögenswerten und Geldüberweisungen anfallen. Gleichzeitig wurde die Plattform entwickelt, um Kund*innen die Möglichkeit zu geben, Transaktionen schnell und sicher durchzuführen und dabei die Feinheiten komplexer und stark regulierter Märkte zu bewältigen.

R3 arbeitet auch mit Mastercard zusammen, um bessere grenzüberschreitende Business-to-Business-Zahlungslösungen (B2B) unter Einbeziehung von DLT zu entwickeln. Die geplanten Lösungen zielen darauf ab, Zahlungssysteme und Banken schneller zu verbinden sowie Verarbeitungskosten und Probleme bei den Verbindungen zwischen Banken und Clearingsystemen zu begrenzen. R3 war auch maßgeblich an der ersten Testphase der e-Krone mit der Riksbank, der Zentralbank Schwedens, beteiligt.

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Die Europäische Zentralbank (EZB) untersucht ebenfalls den digitalen Euro und hat eine hochrangige Task Force für CBDCs eingerichtet, zu der zwei führende Zahlungsverkehrsunternehmen eingeladen wurden – Stripe und Fexco, mit denen auch IDA Ireland zusammenarbeitet –, um bei der Gestaltung und Verbreitung eines digitalen Euro zu beraten und mitzuwirken.

Andernorts gewinnt die Schnittstelle zwischen Web 3.0 und Krypto- sowie Digitalwährungen an Bedeutung. Führende Akteure wie Meta treiben die Vision einer Verschmelzung unseres Lebens mit der virtuellen Welt (auch Metaversum genannt) für soziale Kontakte, Unterhaltung und Geschäfte voran. Metas Entwicklung der Novi-Brieftasche (für die digitale Währung Libra) wird von Dublin aus geleitet.

Techstars, eines der weltweit führenden Unternehmen zur Bereitstellung von Finanzmitteln und Mentoring für Start-ups, kündigte für März 2022 einen neuen Standort mit Fokus auf Web 3.0 in Dublin an. Die Niederlassung in Dublin wird mit Unternehmern zusammenarbeiten, die Blockchain-Technologien und Tokenisierungsprotokolle entwickeln und zusammen mit Alphabit Fund, einem regulierten Investmentfonds für Kryptowährungen und für digitale Vermögenswerte, sowie mit Launchpool, einer regulierungskonformen Investmentplattform, betrieben.

Ein förderliches Umfeld

In diesem sich rasant entwickelnden Bereich der digitalen Währungen sind ein unterstützendes Umfeld, rechtliche Rahmenbedingungen und der Zugang zu einem Talentpool von entscheidender Bedeutung für Unternehmen. Laut einer aktuellen Studie des Economic and Social Research Institute (ESRI) mit Unterstützung von Blockchain Ireland, einer branchengeführten Gruppe, wurde der Arbeitsmarkt für Blockchain-Kompetenzen in der Europäischen Union untersucht.

Dabei sah die überwiegende Mehrheit (71 Prozent) der befragten Unternehmen Blockchain-Kenntnisse als Schlüsselkomponente an. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) gab jedoch an, dass sie Schwierigkeiten haben, Fachangestellte mit den erforderlichen Fähigkeiten zu rekrutieren.

Die akademische Welt und die Talent-Pipeline passen sich dieser Nachfrage zunehmend an. Irische Universitäten arbeiten beispielsweise daran, den Aufbau des Blockchain-Sektors zu unterstützen, da die irische Regierung auf mehr branchenorientierte Hochschulprogramme drängt, um sicherzustellen, dass die Arbeitskräfte mit den Qualifikationsanforderungen der Branche Schritt halten.

Dies hat eine Reihe von Crossover-Projekten zwischen Wirtschaft und Hochschulen hervorgebracht. Technology Ireland ICT Skillnet hat beispielsweise in Kooperation mit der Dublin City University den ersten Blockchain-Masterstudiengang Irlands ins Leben gerufen, während Dundalk IT ein Zertifikat in Blockchain und Distributed Ledger Technology eingeführt hat.

Darüber hinaus hat das Centre for Applied Data and Analytics (CeADAR) des University College Dublin an verschiedenen Blockchain-Projekten mit weltweit führenden Unternehmen des Finanzdienstleistungssektors zusammengearbeitet, so dass die Doktoranden einen wertvollen Einblick in die praktischen Anwendungen in der Industrie erhalten.

Unabhängig davon hat die Central Bank of Ireland ein Innovation Hub eingerichtet, das einen Rahmen für die Zusammenarbeit außerhalb der formalen regulatorischen Genehmigungsverfahren für Fintech-Innovatoren bietet. Auf diese Weise hat sie die globalen regulatorischen Rahmenbedingungen untersucht, die für Kryptowährungen geschaffen werden.

Dr. Nicola Stokes
Dr. Nicola Stokes
(Bild: IDA Ireland)

Dies sind nur einige der Beispiele, die in Irland in Bezug auf die Entwicklung von Blockchain und digitalen Währungen stattfinden, und es gibt noch viele weitere auf der ganzen Welt. Mit einem hochqualifizierten Talentpool, einem lebendigen Ökosystem und einem starken regulatorischen Umfeld ist Irland gut positioniert, um die nächste Technologiewelle voranzutreiben, die diese neue Ära der digitalen Währungen weltweit einleiten wird.

* Nicola Stokes ist Financial Services Technologist bei IDA Ireland.

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