Definition „SAFe“ Was ist das Scaled Agile Framework?

Von chrissikraus 4 min Lesedauer

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Das Scaled Agile Framework, kurz SAFe, soll dabei helfen, agile Methoden für große Unternehmen oder komplexe Projekte zu skalieren. Das Konzept bietet dabei gleich mehrere vordefinierete Konfigurationen an.

Das Scaled Agile Framework soll großen Unternehmen dabei helfen, agile Methoden zu adaptieren.
Das Scaled Agile Framework soll großen Unternehmen dabei helfen, agile Methoden zu adaptieren.
(Bild: SnottyBoggins)

Normalerweise spielen agile Methoden vor allem in kleineren Teams und Projekten ihre Stärken aus. Wenn es auf Unternehmensebene genutzt werden soll, kommt es zu Problemen. Das liegt daran, dass mit wachsender Teilnehmerzahl der organisatorische Aufwand steigt.

Nichtsdestotrotz haben agile Praktiken viele Vorteile, die auch in größeren Organisationen nützlich wären. Das Scaled Agile Framework (SAFe) ist ein Ansatz, der agile Methoden skalierbar und damit in jeder Unternehmens- oder Projektgröße nutzbar machen soll.

Skalierung durch Ebenen

In kleinen Unternehmen könne die einzelnen Zuständigkeitsbereiche noch überschaubar sein und leicht koordiniert werden. Mit wachsender Größe steigt auch die Komplexität. Deshalb führt SAFe Ebenen mit unterschiedlichen Ausrichtungen ein. Sie sollen dabei helfen, eine hierarchische Struktur aufzubauen, die Agilität auf Unternehmensebene ermöglicht.

Jede Ebene hat eigene Anforderungen, Abläufe und Veranstaltungen. So werden Aufgaben aus verschiedenen Bereichen getrennt. Die Kommunikation zwischen den Ebenen findet strukturiert und effizient in vordefinierten Koordinationsveranstaltungen statt.

Teamebene

Auf der Teamebene arbeiten die einzelnen agilen Teams autonom. Sie wenden agile Methoden wie Scrum an. Geplante Features werden z. B. eigenständig in User Stories heruntergebrochen und innerhalb eines festen Sprints umgesetzt. Alternativ können auch andere agile Methoden wie Kanban genutzt werden.

Programmebene

Die Programmebene koordiniert mehrere Teams miteinander zu einem Agile Release Train (ART). Die Teams arbeiten an unterschiedlichen Aspekten eines Projekts und verfolgen jeweils ein eigenes Ziel innerhalb eines größeren Gesamtziels. In regelmäßigen Abständen findet eine Koordinationsveranstaltung statt. Das sogenannte Program Increment (PI) kann 8-12 Wochen umfassen und beginnt mit dem PI Planning, bei dem die einzelnen Teams sich untereinander und mit Business Ownern abstimmen. Business Ownern sind in SAFe Personen, welche Verantwortung auf geschäftlicher und technischer Ebene tragen und ein wichtiges Bindeglied zwischen Teamebene und Portfolioebene darstellen.

Portfolioebene

In der Portfolioebene geht es um die Umsetzung von Unternehmensstrategien. Hier wird die langfristige Ausrichtung geplant, Roadmaps entwickelt, Minimum Viable Products (MVPs) definiert und der Wertstrom verwaltet. In dieser Ebene finden sich Personen aus allen Interessengruppen, die verantwortlich für die Planung und Überwachung von strategischen Zielen und Visionen sind. Sie wenden Prinzipien aus Agile und Lean an, um das Unternehmen als Ganzes agiler und flexibler zu formen.

Prinzipien von SAFe

SAFe 6.0 definiert zehn Prinzipien, die Unternehmen als Richtlinien bei der Optimierung ihrer Prozesse und zum besseren Verständnis von SAFe dienen sollen.

  • 1. Ökonomische Sichtweise einnehmen
  • 2. Systemdenkweise anwenden
  • 3. Veränderlichkeit annehmen, Optionen offenhalten
  • 4. Inkrementell und mit schnellen, integrierten Lernzyklen entwickeln
  • 5. Meilensteine basierend auf objektiver Einschätzung der Arbeitssysteme
  • 6. Wertstrom ohne Unterbrechungen
  • 7. Fester Rhythmus und enge Abstimmung mit domänenübergreifender Planung
  • 8. Erschließen der intrinsischen Motivationen erfahrener Mitarbeiter
  • 9. Dezentrale Entscheidungsfindung
  • 10. Organisation um Werte herum

SAFe-Konfigurationen

Damit SAFe in möglichst vielen Größenordnungen und für möglichst viele Szenarien funktioniert, bietet das Framework verschiedene vordefinierte Konfigurationen an. Diese können passend zur Situation ausgewählt werden.

SAFe 6.0 umfasst folgende vier Konfigurationen:

  • Essential SAFe ist SAFe in seiner minimalsten Form. Es enthält alle grundlegenden Prinzipien, Rollen und Artefakte zur Skalierung der agilen Methoden nötig sind. Zielgruppe sind kleinere Unternehmen oder solche, für die Agilität neu ist und die einen einfachen Einstieg wünschen.
  • Large Solution SAFe erweitert Essential SAFe um zusätzliche Rollen und Prozesse, die speziell der Koordination großer und komplexer Projekte. Es bietet z. B. Ansätze, um mehrere ARTs effizient miteinander zu koordinieren.
  • Portfolio SAFe richtet sich an Organisationen, die mit umfangreichen Produktportfolios arbeiten. Zusätzliche Rollen und Prozesse beziehen wichtige Komponenten wie die strategische Ausrichtung, die langfristige Vision und die Verwaltung von Portfolios mit ein.
  • Full SAFe enthält das volle Spektrum dessen, was SAFe zu bieten hat. Es vereint die zusätzlichen Elemente aus der Large Solution-Konfiguration und der Portfolio-Konfiguration mit der Essential-Konfiguration zu einem umfassenden Ansatz. Full SAFe richtet sich an große Unternehmen, in denen komplexe organisatorische Strukturen und Produktportfolios vorliegen.

Das Framework sieht vor, dass Unternehmen die verschiedenen Konfigurationen flexibel an ihre Bedürfnisse anpassen können. Elemente können ergänzt, entfernt oder verändert werden, um individuellen Anforderungen gerecht zu werden. Außerdem können eigene SAFe-Konfigurationen entwickelt werden - allerdings setzt das voraus, dass bereits ein tiefes Verständnis von SAFe vorliegt. Andernfalls könnten die Kernmechanismen so weit modifiziert werden, dass das Konzept nicht mehr greift.

Fazit

Das Scaled Agile Framework (SAFe) ist ein hochgradig flexibles Konzept, das Unternehmen bei der Skalierung agiler Prinzipien auf Unternehmensebene unterstützt. So können die Vorzüge agiler Methoden auch dort genutzt werden, wo es normalerweise nur mit großen Effizienzeinbußen möglich und daher wenig sinnvoll wäre.

SAFe bietet verschiedene Konfigurationen und lässt sich individuell anpassen. Damit ist es in vielen Bereichen einsatzfähig und kann dabei helfen, Aspekte wie Kommunikation innerhalb des Unternehmens, die Qualität des Produktes oder die Entwicklungszeit zu verbessern. Allerdings erfordert es einen großen initialen Aufwand, um das komplexe Framework zu verstehen und einzuführen.

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