Nachhaltigkeit durch kollaborative Innovation Open-Source-Software als umweltbewusstere Zukunftsalternative?

Ein Gastbeitrag von Sebastian Dörr-Wilken * 5 min Lesedauer

Anbieter zum Thema

Open-Source-Software, kurz OSS, könnte der Schlüssel für mehr Nachhaltigkeit in der IT sein. Erfahren Sie, wie die Open-Source-Bewegung Unternehmen und Developer dazu ermutigt, umweltfreundlichere und innovative Lösungen zu finden.

Kollaborativ, ressourcenschonend, transparent: Open-Source-Code folgt in vielerlei Hinsicht dem Gedanken der Nachhaltigkeit.
Kollaborativ, ressourcenschonend, transparent: Open-Source-Code folgt in vielerlei Hinsicht dem Gedanken der Nachhaltigkeit.
(© weerapat1003 - stock.adobe.com)

Bei Nachhaltigkeit handelt es sich um ein noch recht junges Konzept, das seine Anfänge ursprünglich in der Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts hatte. Heute findet sich dieser Begriff in fast allen Lebensbereichen – egal ob beim Einkaufen, auf der Arbeit oder sogar bei der Geldanlage.

Der Grundgedanke besteht darin, die aktuellen Interessen der Gesellschaft zwar zu befriedigen, aber dabei nicht den zukünftig kommenden Generationen die gleiche Chance zu verwehren. Im Zuge des anhaltenden Klimawandels und der damit einhergehenden nötigen Anpassungen muss sich auch die IT- und Softwarebranche mit diesem wichtigen Thema beschäftigen.

Einige Unternehmen – egal ob groß oder klein – leisten hier schon ihren Beitrag. Manche setzen beispielsweise auf nachhaltige Energieversorgung und andere auf bestimmte Sparmaßnahmen, um den allgemeinen Verbrauch zu reduzieren. Vor allem aber das Thema Open-Source-Software (OSS) bietet aktuell noch viele Ansatzpunkte, denen sich Zuständige in der nächsten Zeit unbedingt widmen sollten.

In welcher Form haben unter anderem Programmierende oder Unternehmen die Chance, diese zu nutzen, und mit welchen umweltbedingten Auswirkungen müssen sie in diesem Zusammenhang rechnen?

Sichere Basis für alle

Grundsätzlich handelt es sich bei Open Source um eine frei zugängliche und unabhängig einsehbare Software. Mit der kostenlosen Veröffentlichung ihrer Ergebnisse teilen die Entwicklerinnen und Entwickler neben ihrem erstellten Code auch ihr spezielles Wissen mit der restlichen Community.

Die Gemeinschaft kann daraus lernen, das bestehende Projekt stetig weiterentwickeln oder auftretende Probleme im Zusammenhang mit dem Produkt gemeinsam lösen. Hier zeigt sich der wirkliche Kerngedanke des Prinzips Open-Source-Software.

Große Teile der Unternehmenslandschaft haben OSS schon einmal eingesetzt oder nutzen diese im Alltag sogar regelmäßig. Circa 87 Prozent der deutschen Unternehmenslandschaft verwenden Anwendungen dieser Art. Dabei bieten diese digitalen Projekte nicht nur eine einfache Möglichkeit der Weiterentwicklung, sondern stellen sich nebenbei auch noch als ziemlich ressourcenschonend heraus. Außerdem lässt sich somit die oftmals störende Abhängigkeit von einzelnen Herstellern besser vermeiden.

Reger Wissensaustausch

In der heutigen digitalen Zeit spielt Open-Source-Software daher eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Nachhaltigkeit und Innovation. Solch ein kollaborativer Ansatz führt neben einem breiten Wissens- und Kenntnisaustausch auch zu einer beschleunigten Neugestaltung und der oft umgehenden Behebung von auftretenden Fehlern.

Indem Programmiererinnen und Programmierer ihr Wissen miteinander teilen und durch OSS gemeinsam an verschiedenen Projekten arbeiten, entstehen fortschrittliche Lösungen, die den bestehenden isolierten Horizont oft um einiges übertreffen. Wenn Organisationen oder auch Einzelpersonen leistungsstarke Open-Source-Software nutzen, brauchen sie zudem keine teuren Lizenzgebühren zu zahlen.

Bei vielen Unternehmen reduzieren sich die Kosten für die technische Infrastruktur erheblich. Dies fördert nicht nur die Wirtschaftlichkeit des Betriebs. Es sorgt auch für einen bewussteren Umgang mit den bestehenden Ressourcen, da möglichst viele Menschen von der entsprechenden Technologie profitieren. So kommt es weniger zu aufwendigen Neuentwicklungen, die häufig mit einem hohen Energie- und Ressourcenverbrauch verbunden sind.

Folgen oft übersehen

Bei den digitalen Anwendungen fällt es schwer, auf den ersten Blick zu erkennen, welche Umweltauswirkungen sie zu verantworten haben. Am einfachsten scheint dies noch bei der zugehörigen Hardware. Gerade Softwarelösungen sorgen jedoch auch für steigende CO2-Emissionen, da die Daten in der Regel auf großen Servern gespeichert werden. Diese verbrauchen in der Regel Unmengen an Strom und erzeugen gleichzeitig viel Abwärme.

Kaum ein Unternehmen greift in der täglichen Arbeit jedoch nicht schon auf eine Art von Open-Source-Software zurück. Daher hat selbstverständlich nicht nur die zuständige IT-Branche einen weitreichenden Einfluss auf den stetig wachsenden ökologischen Fußabdruck der Menschheit.

Jetzt Newsletter abonnieren

Täglich die wichtigsten Infos zu Softwareentwicklung und DevOps

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung

Aktuell entwickelt sich das Thema Nachhaltigkeit auch in der Wirtschaft immer mehr zu einem entscheidenden Trend und viele Betriebe arbeiten schon an einer eigenen Strategie für die gelungene Umsetzung. Dabei geht es um mehr als nur die Reduzierung der Stromkosten. Nicht erst durch die Cyberschwachstelle Log4j-Framework wurde klar, wie weit die Verbreitung von OSS wirklich reicht. Hier bietet sich ein optimaler Ansatzpunkt für eine nachhaltige Verbesserung in der Software-Welt.

Nachhaltige Nutzung von Ressourcen

Traditionelle, proprietäre Software besitzt in der Regel einen wesentlichen Nachteil gegenüber OSS. Sie kann veralten, wenn beispielsweise der entsprechende Hersteller den Support einstellt oder die bestehende Software keine neue Aktualisierung mehr erhält. Der Grundgedanke bei Open-Source-Produkten ist eine fortlaufende Zusammenarbeit der globalen Entwicklergemeinschaft, um die bestehende Software immer weiter zu verbessern und an neue Anforderungen anzupassen.

Dadurch verlängert sich automatisch die Lebensdauer dieser Art von Technologielösung im Gegensatz zu klassischen herstellerbezogenen Produkten und reduziert somit auf lange Sicht den entstehenden Elektroschrott durch veraltete Systeme. Durch die spezielle Offenheit von Open-Source-Software fördert sie zudem den Austausch von Wissen und die Bildung. Schülerinnen und Schüler, Studierende oder andere Interessierte können so den offenen Quellcode genauer studieren, daran experimentieren oder auch lernen, wie sie sich selbst solche Kompetenzen im Bereich der Programmierung sichern.

Damit trägt diese Art der Software zur Schaffung einer technisch versierten und IT-begeisterten Gesellschaft bei, die dadurch auch in der Lage ist, weitere nachhaltige Innovationen voranzutreiben. So bietet Open Source durch den bestehenden Lerneffekt die Möglichkeit, sich den wachsenden zukünftigen Herausforderungen zu stellen.

Mehr Anwendung durch Transparenz

Im Netz steht für viele Einzelpersonen und Unternehmen das Thema Sicherheit im Mittelpunkt. Offene Prüfungen des Quellcodes durch die Softwaregemeinschaft tragen im Rahmen von Open Source dazu bei, Schwachstellen im Programm zu erkennen und zu beheben.

Stetige Weiterarbeit am Produkt führt somit zu sicheren und stabileren Open-Source-Lösungen. Zudem schafft die Transparenz während dieses Entwicklungsprozesses viel Vertrauen bei den Nutzerinnen und Nutzern, was zu einer Zunahme bei der Verwendung der Technologien führt. Nachhaltigkeit begrenzt sich bei OSS somit nicht nur auf den Bereich des Umwelt- und Ressourcenschutzes, sondern geht sogar bis hin zu Anpassungen in sozialen Entwicklungen.

Durch die Förderung und den Einsatz von Open Source haben Unternehmen die Chance, die Zukunft nachhaltiger und innovativer zu gestalten. Durch ihre Arbeit an und mit offenen Lösungen haben Entwickler, Unternehmen und die Gesellschaft die Möglichkeit, gemeinsam an zukünftigen technologischen Ideen zu arbeiten und diese voranzubringen.

* Sebastian Dörr-Willken ist Geschäftsführer der Semantic Applications GmbH und Co. KG. Schon früh hat er sich mit Oracle Consulting und Webentwicklung beschäftigt. Im Zuge der wachsenden Unübersichtlichkeit beim Personal- und Projektmanagement hat er auch die eigene Software Ressource Manager entwickelt.

Über Semantic Applications

Als Spezialist für semantische Technologien und Ansprechpartner für die Realisierung von Softwareprodukten agiert die 2011 gegründete Semantic Applications GmbH & Co. KG von den Standorten Fulda und Našice (Kroatien). Neben IT-Dienstleistungen und Open Source Consulting bietet das Unternehmen auch eigene Software aus dem Bereich des semantischen Web an. Mit dem Resource Manager hat Semantic Applications zudem eine eigene Lösung für das interne Personalmanagement kleiner und mittelständischer Unternehmen auf den Markt gebracht. Die Software thematisiert zum Beispiel Zeiterfassung oder direkte Rechnungserstellung.

(ID:49669937)